Frauenrechte in der Welt – ein interkultureller Austausch

„Frauenrechte in der Welt“ war das Thema des interkulturellen Austauschs, der gestern im Bildungshaus in Dietzenbach stattfand. 

Über die „Mütter des Grundgesetzes“ und ihren Einsatz „Gleichheit vor dem Gesetz (Artikel 3)“ im Grundgesetz zu verankern, berichtete Karin Kiunke-Storz. Perminder Kaur-Jasuja, die Initiatorin und Moderatorin der Veranstaltung, bat die Frauen aus Afghanistan, Deutschland, Griechenland, Indien, Marokko, Pakistan, Syrien, der Türkei und Ukraine aus ihren Herkunftsländern zu berichten. Obwohl in einigen Ländern (u. a. Deutschland, Griechenland, Indien, Ukraine) die Gleichberechtigung von Mann und Frau gesetzlich geregelt ist, sieht doch die Praxis oft noch anders aus. Familien- und Sorgearbeit werden noch meistens von den Frauen geleistet. Nicht umsonst gibt es den „Equal pay day“, der darauf aufmerksam macht, das gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit oft noch nicht die Regel ist. 

Lilian aus der Ukraine, die zum Studium nach Deutschland kam, berichtete, dass in der Ukraine die arbeitende Frau die Normalität war. Sie hat aber auch die ganze Familienarbeit getragen. Nuzhat, vor vielen Jahren aus Pakistan gekommen, stellte fest, dass Gewalt gegen Frauen in Pakistan immer noch an der Tagesordnung ist und nicht strafbar. Der weiterführende Schulbesuch wird dort und in Afghanistan Mädchen verwehrt und damit die wirtschaftliche Unabhängigkeit nicht möglich. Es entspann sich eine lebhafte Diskussion mit reger Beteiligung aus dem Publikum. Eine Teilnehmerin wies darauf hin, welcher Druck auf Frauen lastet, die hier studieren und Karriere machen, aber dann doch mit den kulturellen Erwartungen der Eltern konfrontiert werden. 

Was ist wichtig? Das eigene Leben frei gestalten zu können, Bildung/Ausbildung und damit einhergehend die wirtschaftliche Unabhängigkeit. Familienarbeit und Kindererziehung darf nicht nur von Frauen getragen werden, um veraltete Rollenmodelle und kulturelle Vorbehalte überwinden zu können. Kindererziehungszeiten und/oder Scheidung dürfen nicht zu Altersarmut führen. Gewalt gegen Frauen muss weltweit geächtet werden. Harpreet, Studentin mit indischen Wurzeln, warb dafür, sich gemeinsam mit den Männern, die von selbstbewussten, unabhängigen Frauen nur profitieren können, für Frauenrechte einzusetzen. Frauen sollten auch politisch aktiv werden, um gehört zu werden. Die gegenseitige Unterstützung ist wichtig. 

Bettina Kuse, Frauenbeauftragte der Stadt Dietzenbach, berichtete über ihre Arbeit und städtische Angebote. Gewalt in der Familie ist in ihrer Tätigkeit ein häufiger Grund für die Beratung.

Die 90 Minuten reichten nicht aus, alle zu Wort kommen zu lassen, es wird über eine Fortsetzung nachgedacht. Die persönlichen Berichte der einzelnen Frauen ermutigten die anwesenden Frauen sich rege am Austausch zu beteiligen. Perfektes Deutsch war nicht nötig, es wurde übersetzt und ausgeholfen, wenn die Worte fehlten. Eine lebendige, zugewandte Veranstaltung, die auf reges Interesse stieß. Bei köstlichem indischem Essen wurde der Austausch fortgeführt, Musik und Tanz rundeten den Tag ab. 

Vielen Dank an die Organisatorinnen Perminder, Viney und Pushbinder sowie alle Helferinnen und Helfer, eine super vorbereitete und organisierte Veranstaltung! Vielen Dank an Angelika, Bettina, Harpreet, Homira, Hülya, Karin, Katarina, Latifa, Lilian, Narmin und Nuzhat, die auf dem Podium saßen. Vielen Dank für die rege Beteiligung aus dem Publikum und last but not least ein großes Danke an „Partnerschaft für Demokratie Kreis Offenbach (ohne Stadt Langen)“, die die Veranstaltung gefördert hat.

Fotos: Semra Kenisiczak, Brigitte Huhn-Kiele